4. Oktober 2021
Praktische Übungen in Sachen Mündigkeit
Bei der Juniorwahl konnten Schülerinnen und Schüler am Birklehof demokratische Regeln und Verfahren erleben und ausprobieren /
Freitag, 24. September 2021, 8:00 Uhr: das Wahllokal im Afasta öffnet seine Türen. Bis 18:00 Uhr können die Schülerinnen und Schüler hier ihre Stimmen zu den Kandidat:innen und Parteien der Bundestagswahl abgegeben − zwei Tage vor dem offiziellen Wahlsonntag. Dafür nahm die Schule Birklehof an der bundesweiten Junior-Wahl teil, ausgerichtet vom Deutschen Bundestag.
Juniorwahl entspricht Leitbild
„Am Birklehof findet die Junior-Wahl schon zum dritten Mal statt“, erzählt Frau Ruff, Lehrerin für Gemeinschaftskunde, Englisch und Wirtschaft, die die Aktion organisiert. Die Idee sei aber eigentlich von der Schulleitung gekommen. „Schließlich ist der mündige Bürger ein Teil des Leitbilds unserer Schule.“ Das macht auch der neue Claim deutlich, der seit diesem Schuljahr den Anspruch der Schule Birklehof auf die Kurzformel bringt: menschlich − mündig − mutig.
Hohe Wahlbeteiligung und originale Wahlunterlagen
Von Landeszentrale für politische Bildung kam das Paket mit originalgetreuen Wahlunterlagen. Die freiwilligen Wahlhelfer schrieben Wahlbenachrichtigungen an alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8. „Ab der Profilstufe hat man Gemeinschaftskunde-Unterricht“, sagt Frau Ruff, „deshalb ist man bei uns dann auch wahlberechtigt.“ 179 Wahlberechtigte ergaben sich so. Unter denen war die Wahlbeteiligung hoch – 85% gaben ihre Stimme ab.
Der Ablauf beim Wählen sei identisch mit dem der tatsächlichen Wahl, so Frau Ruff. Mit der Wahlbenachrichtigung oder ihrem Ausweis begeben sich die wahlberechtigten Schülerinnen und Schüler sich auf den Weg ins Wahllokal. Mit „Hallo, herzlich willkommen“. begrüßen sie zwei Wahlhelfer:innen bei Betreten des Afasta. Sie überprüfen Ausweis oder Wahlbenachrichtigung anhand des Wählerverzeichnisses und haken den Namen ab – schließlich gilt es, Wahlbetrug zu verhindern. Mit dem Stimmzettel in der Hand geht es in Richtung Wahlkabine, um dort in geheimer Wahl zwei Kreuze zu machen: eins hinter einer Person, eins hinter einer Partei. Damit dann weiter zur Wahlurne, in die hinein schließlich der korrekt gefalteten Stimmzettel eingeworfen wird.
Viel Verantwortung für Wahlhelfer:innen
„Ich finde gut, dass wir das machen“, sagt der 21-jährige Wahlhelfer Tom, „deswegen unterstütze ich die Aktion.“ „Außerdem macht es Spaß, hier zu sitzen und mitzuhelfen“, ergänzt sein Kollege, der 19-jährige Frederik. Auch bei einer richtigen Wahl könnten sie sich vorstellen zu helfen, stellen die beiden 12-Klässler klar.
Ab und an kommt auch eine ganze Klasse mit ihren Lehrerinnen oder Lehrern zum Wählen. Dann wird es kurz chaotisch. Tom und Frederik beantworten letzte Fragen: „Darf man zweimal das Gleiche wählen?“ „Darf man“, sagt Frederik, „ein Mal pro Spalte bitte.“ „Soll ich meinen Namen auf den Wahlzettel schreiben?“ „Auf keinen Fall!“, antwortet Tom. Die häufigste Frage aus der Wahlkabine: „Wie soll ich den Zettel falten?“ „So dass er in die Urne passt. Am besten zwei Mal“, sagt Frederik.
Demokratie braucht klare Regeln
Die Birklehoferinnen und Birklehofer scheinen es ernst zu meinen an diesem Wahltag. Fast alle wissen, was sie wählen wollen und erzählen, wie sie sich informiert haben. Nur eine kleine Minderheit griff zu neuen Methoden der Entscheidungsfindung. „Ich habe ene, mene, muh gemacht“, meint ein 9-Klässler beim Hinausgehen. „Wählen ist wichtig“, findet hingegen die 12-jährige Elisabeth, „ich wollte auch früher schon immer wählen. Jetzt konnte ich es ausprobieren.“
Wenn es leerer wird im Wahllokal, dann schweift ein sehnsüchtiger Blick der Wahlhelfer in Richtung versiegelter Wahlurne. Doch die bleibt bis zur Auszählung fest verschlossen. Ebenso konnte der im Gedankenspiel erwogene Handel mit übrig gebliebenen Stimmzetteln schon im Ansatz unterbunden werden. Auch aus diesem Grund war nie ein Wahlhelfer allein im Wahllokal.
Birklehof in Trend der jungen Wählergruppen
Am Abend dann macht sich das Team der Wahlhelfer mit Frau Ruff, Herrn Itzen, Lehrer für Geschichte und Gemeinschaftskunde und jeder Menge Pizza an die Auszählung. Das Ergebnis ist eindeutig: Das Direktmandat wäre mit 35,5%-Mehrheit an den Kandidaten der Grünen gegangen. Die FDP zöge laut dem Birklehof-Ergebnis mit 31% in den Bundestag ein, die Grünen mit 29%, die SPD mit 16%. Die CDU bekam 9% der Stimmen, die Linke 5%, Volt 4% und die Partei 3%. Jeweils 1% der Stimmen erhielten die Tierschutzpartei, die NPD, die Partei für Gesundheitsforschung und die Basis. „Ich bin zufrieden!“, fasst Frau Ruff den Tag zusammen.
Ehrung für Wahlhelfer:innen
Text: Julia Witzku, Jahrgangsstufe 12
Fotos: Wolfgang Finke
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