Die Zukunft der Bildung
Birklehof im Gespräch mit Philipp Haußmann

19. Juli 2022

Die Zukunft der Bildung

Großes  Interesse bei der 2. Runde vom „Birklehof  im Gespräch“ / 

Philipp Haußmann, Vorstandssprecher der Klett-Verlagsgruppe, diskutierte mit Schülerinnen und Schüler über zukünftige Lern- und Arbeitswelten.

„Bildung ist unser Auftrag. Indem wir uns für Bildung einsetzen, wollen wir die Voraussetzung für Menschen schaffen, ihre individuellen Talente und Begabungen zu entfalten und Verantwortung für das eigene Handeln und die Gemeinschaft zu übernehmen“. So lautet die Mission eines der führenden Bildungsunternehmen in Europa, der Klett Gruppe. Und lässt damit – neben dem modernen Humanismus als gemeinsame Wurzeln – eine langjährige Freundschaft der Familie Klett mit der Schule Birklehof erkennen.

Im Rahmen der zweiten Veranstaltung „Birklehof im Gespräch“ am 6. Juli teilte Altbirklehofer Philipp Haußmann, der bereits in der vierten Generation die Klett-Gruppe führt, mit uns seine Einschätzung zu der Frage, wie sich die Zukunft der Arbeit, der Berufsbildern und entsprechend der tertiären Bildung aussehen könnte. Philipp Haußmann (Jahrgang 1965) besuchte die Schule Birklehof ab 1982 bis zum Abitur 1985 als Interner. Nach Studium in Berlin, Bonn und Freiburg und Auslandsaufenthalten in Island und Italien absolvierte er sein 2. juristisches Staatsexamen und den Magister in Romanischer Philologie. 1995 trat er als Trainee in die heutige Klett-Gruppe ein und übernahm in den Folgejahren verschiedene Positionen innerhalb der Gruppe. Seit 2007 ist Philipp Haußmann Vorstandsmitglied der Ernst Klett AG und verantwortet dabei im Wesentlichen das Auslandsgeschäft der Gruppe sowie den Betrieb von Kindertagesstätten und Schulen.

Am Anfang seines Vortrages machte Philipp Haußmann eine klare Aussage: Alles ändere sich schnell – die Erwartungen an die Arbeit, der Arbeitsmarkt, der Gegenstand der Arbeit, der Ort der Arbeit und somit auch die Aus- und vor allem die Weiterbildung. Während die frühen Babyboomer (Jahrgänge 1956 – 1964) die Arbeit ins Zentrum ihres Lebens stellten, forderten die jüngeren Generationen mit ihrem Ehrgeiz, Selbstbewusstsein und hohen Anspruch sowie der höheren Wechselbereitschaft und deutlich stärkerem Fokus auf „Life“ ein erhebliches Umdenken seitens der Arbeitgeber.

Wage man den Blick bis 2030, sei eine riesige Lücke zwischen dem Arbeitsangebot und den verfügbaren Fachkräften zu erwarten. Automatisierung und Migration würden zwar helfen die Lücke zu schließen, aber wir alle müssten vermutlich länger arbeiten. Allerdings werde sich auch der Inhalt und die Art der Arbeit deutlich ändern: Flexibilisierung der Arbeitszeit und -ortes, voranschreitende Automatisierung von einfachen Arbeiten, starke Dehierarchisierung, projektbezogene Arbeit für mehrere Arbeitgeber zeitgleich sowie immer wieder die Frage nach dem Sinn der erbrachten Arbeit sind einige der Trends, die Philipp Haußmann in diesem Zusammenhang vorstellte. Neben den Vorteilen einer weltweit verfügbaren Arbeit wie höhere Spezialisierung und geringere Eintrittsbarrieren, bergen diese Entwicklungen auch Risiken einer hohen Ungleichheit und Unsicherheit. Diese Risiken zu reduzieren sieht Philipp Haußmann als Aufgabe des heutigen Bildungssystems.

Auch in der zweiten Runde von „Birklehof im Gespräch“ gab es nach dem Vortrag Raum für Diskussion. Herr Fass und aktuelle Schülerinnen und Schüler warfen zusammen mit den online zugeschalteten Teilnehmenden einige spannende Fragen auf. So wurde diskutiert, inwieweit die vorgestellten flexiblen Arbeitsmodelle auf Schulen übertragen werden könnten, ob diese Trends kulturbedingt oder weltweit zu beobachten sind oder wie genau die erwartete Deglobalisierung aussehen könnte. Natürlich kam auch die Frage auf, welche besondere Rolle Internate in diesem neuen Bildungsverständnis spielen könnten. Die Antwort von Philipp Haußmann war beruhigend und motivierend zugleich: Ein Internat kann all das umsetzen, wovon die moderne Pädagogik träumt. Er motivierte die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, ihren künftigen Bildungsweg ohne Ängste selbst in die Hand zu nehmen, aktiv zu gestalten und das Zusammenspiel von Arbeits- und Privatleben neu auszuhandeln.

Das nächste Runde von „Birklehof im Gespräch“ findet am 12. Oktober mit Ernst Ulrich von Weizsäcker statt. Wir freuen uns auf ein weiterhin hohes Interesse und rege Diskussion.

Fotos: Hanna Kneser
Text: Nino Virubova, Mitglied des Schulvorstands

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