Eröffnung Altbirkle: Schulvorstandsvorsitzende Alexandra Dinges-Dierig und Schulleiter Henrik Fass durften sich freuen: Das Altbirkle lebt.
Schulvorstandsvorsitzende Alexandra Dinges-Dierig und Schulleiter Henrik Fass durften sich freuen: Das Altbirkle lebt.

12. September 2020

Altbirkle zu neuem Leben erweckt

Denkmalgeschützter Schwarzwaldhof mit einem Festakt eingeweiht / 

Am Freitag, den 11. September, wurde der Altbirklehof auf dem Gelände der Schule Birklehof in Hinterzarten/Breitnau mit einem Festakt wiedereröffnet. Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit konnte der historische Schwarzwaldhof seiner neuen Nutzung als Wohnstätte und Ort Schwarzwälder Kultur übergeben werden. Rund 150 Gäste, Förderer und Besucher aus der Region kamen zur Eröffnung und nahmen das Gebäude nach seiner erfolgreichen Sanierung in Augenschein. 

Schulleiter Henrik Fass begrüßte als Vertreter der Schule Birklehof die Gäste bei bestem Wetter im Freien auf der Tennenzufahrt. Bürgermeister Josef Haberstroh (Breitnau), Landtagsabgeordneter Reinhold Pix, Landrat Dr. Martin Kistler, Projektentwickler Willi Sutter von der Sutter 3 Gmbh & Co KG, Zimmermann Oswald Ganter sowie Senatorin a. D. Alexandra Dinges-Dierig, Vorsitzende des Trägervereins, für den Eigentümer des Altbirkle sprachen Grußworte. Pfarrerin Ulrike Bruinings spendet anschließend den kirchlichen Segen. Die Veranstaltung wurde moderiert von dem bekannten Breitnauer Kabarettisten Martin Wangler, für musikalische Beiträge sorgte die Trachtenkapelle Breitnau. 

Nach der Einweihung konnten interessierte Besucherinnen und Besucher den sanierten Altbirklehof besichtigen. Mit Abstand und Maske erkundeten sie den historischen Schwarzwaldhof. Für viele der Gäste − vor allem für die Altschülerinnen und Altschüler, für ehemalige Lehrende und Mitarbeitende wie für Angehörige der Familie Picht − war es eine sehr persönliche und emotionale Begegnung mit einem wichtigen Ort der eigenen Lebensgeschichte.

Mit Beginn des neuen Schuljahres werden Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe (Klasse 5-7) im Altbirkle wohnen, Daneben beziehen der Schulleiter mit seiner Familie eine Wohnung ein Hauserwachsener. Für den öffentlich zugänglichen Teil der Altbirkles – Stube, Rauchküche, Flur und Bauerngarten – hat der Kabarettist Martin Wangler, Botschafter für das Altbirkle und Kurator, ein Kulturprogramm unter dem Motto „Schwarzwald-Kultur mit allen Sinnen (er)leben“ mit Kooperationspartnern aus der Region zusammengestellt.  

Altbirkle – Namensgeber und Urzelle der Schule Birklehof  

Henrik Fass, Leiter der Schule Birklehof, hob seiner Ansprache die Bedeutung des Altbirkle für die Schule wie für die Region hervor: „Der Altbirklehof ist Namensgeber und Urzelle des Internats und Gymnasium Birklehof. Über Jahrzehnte hat er das Leben der Schülerinnen und Schüler auf dem Birklehof geprägt. Hier haben bedeutende Persönlichkeiten gelebt wie der Pädagoge und Religionsphilosoph Georg Picht, Schulleiter von 1946 bis 1955, und seine Frau Edith Picht-Axenfeld, Pianistin und Mitgründerin der Freiburger Hochschule für Musik. Zugleich ist das Altbirkle ein Symbol für die Traditionen und Werte des Schwarzwalds. Deshalb war es für uns eine große Verpflichtung und ebenso große Herausforderung, alles zu tun, damit der Altbirklehof wieder ein lebendiger Ort für diese Kultur sein kann. Mithilfe der Förderung aus verschiedenen öffentlichen Programmen, aber auch durch die vielen privaten Spenden von ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Birklehofs haben wir diesen Traum verwirklichen können. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, von ganzem Herzen.“

Alexandra von Dinges-Dierig, Vorstandsvorsitzende des Trägervereins Birklehof e.V. dankte neben den Handwerken und Denkmalschützern vor allem den Altbirklehoferinnen und Altbirklehofern sowie dem Freundeskreis der Schule. Ohne deren Engagement und großzügige Spenden der Hof nicht hätte gerettet werden können. Das Altbirkle sei jedoch nicht nur saniert worden „zum Bestaunen, sondern um das Leben im Hochschwarzwald gestern und heute erlebbar zu machen.“

Ulrike Bruinings, Pfarrerin in Hinterzarten und Breitnau zitierte in ihre Ansprache Martin Luther: „Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und also leben, als sollt man morgen sterben.“ Sie schlug den Bogen zu dem Film „Club der toten Dichter“, in dem Schüler ihrem Lehrer in ein bewusstes Leben voller Inspirationen aus der Literatur folgt. Und sie bekräftigte, dass beides zusammengehöre: „Gutes, solides Handwerk auf der einen Seite für das Äußerer dieses Hauses und bewusstes Leben auf der anderen Seite für das Innere im Haus.“

Die Sanierung des Kulturdenkmals Altbirkle 

Der Altbirklehof – kurz „das Altbirkle“ – wurde 1550 erbaut und ist der drittälteste noch erhaltene Schwarzwaldhof. Das Baudenkmal liegt im Herzen des weitläufigen Geländes des Internats Birklehof oberhalb des Höllentals auf der ehemaligen Gemarkung Steig, heute Breitnau. Das mehrfach umgebaute, renovierte und erweiterte Gebäude konnte seit einigen Jahren nicht mehr genutzt werden. Im Zuge der Sanierung wurden in den Anbauten sowie in dem ehemaligen Ökonomieteil zwei Familienwohnungen sowie Wohnräume für zwölf Jugendliche errichtet.

Mit Mitteln aus dem LEADER-Programm der EU wurde die Sanierung und Wiederbelebung der denkmalgeschützten historischen Stube, der zweistöckigen, geschlossenen Rauchküche und die Wiederherstellung des historischen Bauerngartens gefördert. Sie wurden in ihrem für den Schwarzwald typischen Zustand aufgearbeitet und bleiben so als Orte der Bewahrung von Schwarzwälder Kultur erhalten. 

Der Finanzierungsplan sah vor, dass von der Schule Birklehof e. V. über Förderprogramme etwa 15 % der Sanierungskosten von aktuell geschätzten zwei Millionen Euro eingeworben werden. Etwas über 50 % der Investition werden aus über viele Jahre angesparten Eigenmitteln des Vereins bestritten, die Differenz wird über Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert.

Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Sanierung des Altbirkle für förderungswürdig befunden. So hat das Projekt neben der LEADER-Förderung aus Mitteln der Denkmalpflege des Landes 125.160 Euro, seitens des „Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum“ des Landes Baden-Württemberg 40.000 Euro sowie aus den Mitteln der Denkmalstiftung Baden-Württemberg 100.000 Euro erhalten. Über 110.000 Euro wurden von privaten Förderern – zum Großteil Altschüler des Birklehofs – gespendet.

Jens-Arne Buttkereit, Geschäftsführer der Schule  Birklehof zu den Kosten des Projekts: „Das Sanierungsprojekt konnte im Wesentlichen im Budget umgesetzt werden – geringe Kostensteigerungen konnten durch eine etwas höhere Förderung aufgefangen werden, sodass der Kapitaleinsatz des Vereins der ursprünglichen Planung entspricht. Insgesamt gelang es dank großzügiger Unterstützung von Spendern und aus verschiedenen staatlichen Fördertöpfen, diese Großsanierung in etwa zu den Kosten eines Neubaus vergleichbarer Nutzung umzusetzen.“

 

Fotos: © Hanspeter Trefzer Fotodesign
Text: Wolfgang Finke