13. Mai 2020
Mit Tablet und Tafel: Medienentwicklung am Birklehof
Mit der Einführung von Online-Unterricht während des Corona-Lock-Down hat der Medienentwicklungsplan für den Birklehof seine erste Bewährungsprobe zu bestehen /
Medienerziehung ist ein wichtiger Baustein der Pädagogik am Birklehof. Als Leitperspektive nimmt sie auch im Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg einen prominenten Platz ein. Der Basiskurs Medienbildung in den Klassen 5 und 6 ist ein Beleg dafür, ebenso die unterschiedlichen, im Lehrplan verankerte Inhalte für die verschiedenen Fächer und Jahrgangsstufen.
Lernen mit und über Medien
Darüber hinaus vermittelt die Schule Birklehof ihren Schülerinnen und Schülern praktische Medienkompetenz. Besondere Unterrichtsformen am Birklehof wie das Silentium oder die Studientage in der Orientierungs- (Klasse 5-7) und Profilstufe (Klasse 8-10) bieten einen guten Rahmen sowohl für das Lernen mit Medien – etwa bei der Internetrecherche – wie auch für das Lernen über Medien – zum Beispiel mit den Präventionskursen, die den Umgang mit Risiken der virtuellen Welt einüben. In der Profilstufe kommt der Einsatz digitaler Techniken in bestimmten Fächern hinzu, etwa mit dem 3D-Drucker oder Wärmebildkameras in NWT-Bereich oder mit Sound- und Video-Programmen in den musischen Fächer.
In der Kursstufe (Klasse 11 und 12) sollen die Schülerinnen und Schüler zunehmend selbstständig Unterrichtsinhalte recherchieren, aufbereiten, in Gemeinschaftsarbeit bearbeiten und präsentieren. Hier wie auch bei anderen Lerninhalten verfolgt die Schule Birklehof ein BYOD-Ansatz („bring your own devices“), bei dem die Schülerinnen und Schüler mit ihren eigenen Geräten (Smartphone, Computer) arbeiten. Das gründet einerseits in dem pädagogischen Konzept, ist andererseits aber auch noch fehlender Infrastruktur geschuldet.
Entwicklung mit Plan statt digitaler Wildwuchs
Hier setzt der Medienentwicklungsplan an: Die bislang punktuell vorhandenen Gelegenheiten für digitales Lernen sollen danach in den kommenden Jahren schrittweise zu einem flächendeckenden Angebot ausgebaut werden. Parallel dazu soll die Unterrichtsentwicklung weitergeführt werden zu einem umfassenden Mediencurriculum, flankiert von Fortbildungen für das Kollegium.
Ein schulinterne Medienentwicklungsgruppe steuert seit 2017 diesen Prozess: Sie hat die Anforderungen der einzelnen Fachbereiche eingeholt, Best-Practise-Beispiele recherchiert, Anwendungsbereiche für Tablets im Unterricht, Apps und weitere Umsetzungsideen zusammengetragen und im Januar 2019 das Zukunftsbild von dem Medieneinsatz am Birklehof entworfen. Das Konzept wurde unter dem Stichwort „Mensch werden“ an die Birklehof-Pädagogik zurückgebunden und eng mit dem Elternbeirat abgestimmt. Ende 2019 schließlich verabschiedete der Vorstand des Schulvereins den Medienentwicklungsplan und gab das Budget frei,wobei ein erheblicher Teil der Investitionen mit Mittel aus dem Digitalpakt des Bundes mit den Ländern refinanziert werden soll.
Digitales Lernen in allen Unterrichtsräume
Die Ausbaupläne sehen vor, alle Unterrichtsräume in das schuleigene W-LAN-Netz einzubinden. In jedem Raum wird neben der Tafel eine Projektionsfläche für einen Projektor geschaffen, der die bislang genutzten stationären Medien wie PC, DVD-Spieler und CD-Player sowie die letzten noch in Gebrauch befindlichen Overheadprojektoren ersetzt. Gesteuert wird der Projektor per Tablet, mit denen alle Lehrerinnen und Lehrer ausgestattet werden. Aber auch die Schülerinnen und Schüler sollen sich gemäß dem BYOD-Ansatz dort mit Ihren eigenen Geräten etwa für Präsentationen einloggen können.
Dieses Szenario für die Nutzung digitaler Geräte zielt auf einen handlungs- und produktionsorientierten Unterricht. Ergebnisse von Schülerinnen und Schüler können hier ohne Umwege visualisiert, besprochen und überarbeitet werden. Zum anderen ermöglicht der Einsatz eigener mobiler digitaler Endgeräte in Schülerhand kollaboratives und projektartiges Arbeiten wie auch individuelles und selbstgesteuertes Lernen. In Ergänzung zu dem BYOD-Ansatz ist ein Klassensatz an Tablets vorgesehen für den Fall, dass plattform- und systemabhängige Anwendungen gefordert sind.
Moodle als zentrale Plattform
Der Austausch von Arbeitsmaterialien und -ergebnissen, sowohl zwischen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrerinnen und Lehrern als auch untereinander, wird über die Lehr- und Lernplattform Moodle organisiert, die zu Jahresbeginn am Birklehof eingeführt worden ist (mehr dazu in diesem Blog-Beitrag). Moodle basiert auf einem Kurssystem, so dass die Unterrichtsangebote dort in den gewohnten Klassen- oder Kurs-Strukturen organisiert werden können. Auch die individuellen Rückmeldungen laufen über diese Plattform.
Beim Fernunterricht während des aktuellen Corona-Lock-Down erlebt Moodle als die digitale Unterrichtsplattform für alle Schülerinnen und Schüler den ersten ernsthaften Praxistest. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wie überlastete Server arbeitet das System nun stabil und versorgt die Schülerinnen und Schüler − zu Hause wie auf dem Campus − mit Lehrmaterialien, Arbeitsaufträgen und Rückmeldungen. „Die Einführung von Moodle hat sich bewährt“, beurteilt Conrad Wieser, Lehrer für Deutsch und Autor des Medienentwicklungsplans, die Lage.
Neue Erfahrungen, neue Lösungen
Und selbstverständlich lernt man in dieser besonderen Situation hinzu und schreibt den Medienentwicklungsplan auf Basis der neu gemachten Erfahrungen fort: „Die speziellen Anforderungen des Fernunterrichts haben uns dazu gebracht, das Konzept um die Video-Konferenz-Plattform Teams zu erweitern und das Kollegium in Webinaren darin in Webinaren fortzubilden,“ berichtet Wieser. Teams ermöglicht ebenfalls das Teilen von Dateien und Feedback zu Arbeitsaufträgen und soll in Zukunft vor allem auch für Kooperatives Lernen genutzt werden. So kann dort zum Beispiel gemeinsam an Office-Dokumenten gearbeitet werden.
Analog und Digital im Zusammenspiel
Auch wenn die Digitalisierung der Schule Birklehof gerade in der aktuellen Situation mit Nachdruck vorangetrieben wird, ist der Wert und Nutzen klassischer Unterrichtsmethoden unbestritten. „Wir bekennen uns weiterhin zu analogen Arbeitsmethoden“, heißt es dazu ausdrücklich im Medienentwicklungsplan. So würden die graphomotorische Fähigkeiten bei der Informationsaufnahme, dem Verinnerlichen von Wissen und dem Erschließen der Argumentationsstruktur von Sachtexten Vorteile bieten gegenüber dem „digitalen Lesen“. Dementsprechend werden sie daher auch weiter eine wichtige Rolle im Schulalltag spielen. Das Nebeneinander von Tablet und Kreidetafel wird am Birklehof als ein Miteinander und Zusammenspiel gedacht und gelebt.
Bilder: Fotodesign Hanspeter Trefzer, Wolfgang Finke
Text: Wolfgang Finke
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