Die Birklehofer:innen bei Verleihung des Theodor-Heuss-Preises mit Dagmar Fass (links) und Christel Grünwald (rechts)
Die Birklehofer:innen bei Verleihung des Theodor-Heuss-Preises mit Dagmar Fass (links) und Christel Grünwald (rechts)

30. Mai 2022

Im Kampf für Freiheit und Menschenrechte

Schülerinnen und Schüler des Birklehofs diskutierten bei der  Verleihung des Theodor-Heuss-Preises mit den internationalen Preisträger:innen / 

Die Theodor-Heuss-Stiftung zeichnet jedes Jahr Persönlichkeiten und Initiativen aus, die sich für Demokratie und Bürgerrechte engagieren. Nach einer Corona geschuldeten Zwangspause waren dieses Jahr wieder Schülerinnen und Schüler vom Birklehof eingeladen zur Preisverleihung und dem begleitenden Kolloquium.

 

Am 5. und 6. Mai fuhren sechs Kursstufenschüler:innen begleitet von Dagmar Fass, Lehrerin für Geografie und Sport, nach Stuttgart, um dort im Rathaus an der 57. Ehrung der Medaillen- und Preisträger des Theodor-Heuss-Preises teilzunehmen. Auszeichnung und Stiftung sind benannt nach dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik, Theodor Heuss (1884 – 1963). Bei der Ankunft im Rathaus wurden die Vertreterinnen und Vertreter des Birklehofs herzlich empfangen. Christel Grünwald, Schulvorstand der Schule Birklehof und Kuratoriumsmitglied der Theodor-Heuss-Stiftung, begrüßte die Abordnung ihrer Schule. 

Die nächste spannende Begegnung ergab sich mit den Schülerinnen und Schüler aus Salem, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahmen. Anfangs tasteten sich die Birklehofer vorsichtig an die Salemer heran, doch schon in der Pause und beim gemeinsamen Essen fand ein reger Austausch statt. „Wie ist denn euer Campus? Wie sind eure Alkoholregeln? Welche AGs und Dienste gibt es? Wie viele Schüler sind auf eurer Schule?“, waren die typischen Fragen, die erörtert wurden.   

Schülerinnen und Schüler der Internate Salem und Birklehof werden regelmäßig zur Verleihung des Theodor-Heuss-Preises eingeladen in Gedenken an Georg Picht. Der Theologe und Pädagoge hat als Schulleiter die Schule Birklehof nach dem 2. Weltkrieg wieder mit aufgebaut und wurde für seine wegweisenden Beiträge in der bildungspolitischen Reform-Debatte 1965 als erster Preisträger von der Theodor-Heuss-Stiftung geehrt.

Neben der Preisverleihung konnten sich die Schülerinnen und Schüler in einem Kolloquium mit dem Titel „Kampf für Freiheit und Menschenrechte – die Quellen der Demokratie“ mit den Preisträger:innen auseinandersetzen. Die Vorträge wurden nicht nur auf Deutsch und Englisch gehalten. Weil auch Menschen aus Russland und Syrien geehrt wurden, mussten die Simultandolmetscher auch aus dem Russischen und Französischen übersetzen. Bemerkenswert war auch, dass zwei der Personen unter einem Pseudonym anreisten, unter ihrem Klarnamen wäre die Gefahr in ihrer Heimat für sie zu groß geworden.

Insgesamt wurde fünf Organisationen beziehungsweise Personen ausgezeichnet: Den Theodor-Heuss-Preis erhielt Memorial International, eine unabhängige Menschenrechtsorganisation aus Russland, die 2021 durch einen Gerichtsbeschluss liquidiert worden ist. Memorial International begann zunächst mit der Aufarbeitung der Verbrechen des Stalinismus. Daraus erwuchs das Gedenken an staatliche Repressionen in der ehemaligen Sowjetunion und die Arbeit zur Verteidigung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten.

Neben dieser Auszeichnung wurden noch vier Theodor-Heuss-Medaillen verliehen, die dem Preis ebenbürtig sind. Sie gingen an Al-Jumhuriya, eine unabhängige Nachrichtenplattform aus Syrien, und an NSU Watch, eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten, welche die Aufklärungsarbeit zur rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) kritisch begleitet und dokumentiert. Geehrt wurden zudem die Organisatorinnen und Organisatoren des Frankfurt-Slubice-Pride, die sich in Deutschland und Polen für die Rechte der LGBTQI*-Gemeinde einsetzen, sowie Olga Romanowa, eine russische Journalistin und Aktivistin von „Russland hinter Gittern“.

Im Kolloquium war nach den berührenden Worten der Repräsentant:innen der ausgezeichneten Organisationen Gelegenheit, ihnen Fragen zu stellen. Die Frage der Birklehof Delegation lautete: „Was motiviert Sie jeden Tag weiterzukämpfen?“ Die Antworten waren bewegend und gingen unter die Haut.

 

Fotos: Dagmar Fass, Theodeor-Heuss-Stiftung
Text: Maria (Q1), Wolfgang Finke
Quelle: Theodor-Heuss-Stiftung