Ein neues Zuhause für Insekten
Roman Babler begrüßt seine Online-Zuhörer.

1. Juni 2020

Ein neues Zuhause für Insekten

Auch online und via Fernunterricht lassen sich spannende Umweltprojekte verwirklichen /

Der Studientag in der Orientierungsstufe (Klasse 5 – 7) ist eine der Besonderheiten an der Schule Birklehof. Jeden Donnerstag gehen die Schülerinnen und Schüler raus mit ihren Lehrern, verlassen die Unterrichtsräume und erkunden die Welt, in der sie leben. Sie besuchen Imker und Orgelbauer, tauchen ein in die Arbeitswelt von Schreinern und anderen Handwerkern und lernen so umfassend mit Kopf, Herz und Hand.

Wie geht Studientag online? 

Doch wie soll Lernen mit allen Sinnen funktionieren in Zeiten von Corona? Roman Babler, Musiklehrer am Birklehof, hatte eine Idee: Die Schülerinnen und Schüler können genauso zu Hause aktiv werden, basteln und handwerken, wenn man ihnen das Material und entsprechende Anleitung an die Hand gibt. Sein Plan: Für den Birklehof sollten sie in Heimarbeit ein Insektenhotel bauen, ein hölzerner Verschlag mit winzigen Öffnungen und Höhlen, Röhren und Ritzen, in denen gefährdete Nützlinge wie Wespen, Hummeln oder Wildbienen nisten und ihre Eier ablegen können. So ein Umweltprojekt würde zugleich einen positiven Beitrag für das Ökosystem auf dem Campus leisten.   

Bausatz für Zuhause 

Gemeinsam mit Sebastian Faller, Schreiner am Birklehof, entwickelte Roman Babler einen Bausatz, der aus einzelnen Modulen besteht. Das Holz wurde zugeschnitten, vorgebohrt und schließlich als Bastel-Set für je ein Modul zu sechs Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 nach Hause geschickt – bis nach Hessen und in die Schweiz. An einem Donnerstag, dem regulären Termin für den Studientag, wurde dann die Videokonferenz geschaltet. Im Musikhaus hat Roman Babler für die Live-Schalte seinen Rechner aufgebaut, die Bretter, Schrauben und Gitter des Bausatzes bereitgelegt, am anderen Ende der Leitung schauten sechs Fünftklässler zu, folgten den Ausführungen ihres Lehrers und schraubten die verschiedenen Bauteile  zusammen.  

Stolz und Freude

Zu ihnen gehörte auch Lina. Sie hat ihr Modul ganz allein zusammengebaut. Von ihrem Vater, einem Handwerker, gab es als Unterstützung vor allem vernünftiges Werkzeug. Nach zweimal zwei Stunden hatte sie ihren Bausatz zusammengeschraubt. Stolz und Freude über das schöne Werkstück und die eigene Leistung sind ihr noch eine Woche später deutlich anzumerken.

Bereit für neue Erfahrungen

„Alle sind fertig geworden“, weiß Roman Babler, „unterm Strich hat alles gut geklappt.“ Doch bleibe Online-Unterricht eine pädagogische Herausforderung. Vor allem sei es schon aus technischen Gründen nicht einfach, Feedback von den Schülerinnen und Schüler zu erhalten. „Man muss sich auf die neue Situation einlassen. Manchmal ist das schwierig, es kann aber auch witzig sein. Man muss flexibel sein und bereit für neue Erfahrungen“, so das Fazit des Musikpädagogen.  

Nächstes Projekt Cajon

Wenn die Klasse nach den Pfingstferien wieder zum Präsenzunterricht an den Birklehof kommen kann, sollen die einzelnen Module zu einem großen Insektenhotel zusammengesetzt werden. Und ein neues Projekt steht bereits in den Startlöchern: Mit der Klasse 5 und den Elfern soll als nächstes ein Cajon, eine Kistentrommel gebaut werden.

 

Bilder & Text: Wolfgang Finke