16. Februar 2021
So gelingt Schule im Shutdown
Ein differenziertes Hygienekonzept ist Voraussetzung für Präsenzunterricht und Gemeinschaftsleben am Birklehof /
Seit Mitte Dezember dauert der Shutdown für Schulen an. Viele Wochen schon müssen Schülerinnen und Schüler auf ihren gewohnten Unterricht verzichten, ein Ende ist nicht abzusehen. In dieser für viele bedrückenden Pandemie-Situation hat sich die Schule Birklehof zum Ziel gesetzt, ihren Schülerinnen und Schülern so viel Normalität wie vertretbar zu ermöglichen. Bei allen notwendigen Hygiene-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen bietet sie ihnen ein Leben mit Freunden und Sport, in Gemeinschaft und Natur.
Mit Präsenzunterricht ein Schritt zur Normalität
So hat die Schule Birklehof seit dem 27. Januar den Präsenzunterricht für die Schülerinnen und Schüler im Internat wieder aufgenommen, differenziert nach Jahrgangsstufen und in unterschiedlicher Intensität. Die Jahrgangsstufen 11 und 12 sind Abschlussklassen und erhalten Präsenzunterricht in allen Leistungskursen. Den Externen, insgesamt fünf Schülerinnen und vier Schüler, wurde die Möglichkeit eröffnet, hierfür nach einem Corona-Test und Quarantäne auf dem Gelände ins Internat einzuziehen, was alle wahrgenommen haben. Die Internatsschüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10 werden täglich in den Hauptfächern eine Doppelstunde in Präsenz unterrichtet, die externen Schülerinnen und Schüler per Videokonferenz hinzugeschaltet. Die restlichen 75 % des Unterrichts werden online abgehalten. Für die Internen der Jahrgangsstufen 5 bis 7 findet Fernunterricht in ihrem Wohnhaus Altbirkle statt, die externen Schülerinnen und Schüler nehmen von Zuhause aus teil.
Medizinische und hygienische Vorsorge
Dieser Schritt hin zu mehr Normalität setzt ein differenziertes, abgestimmtes Hygienekonzept voraus. Dazu zählt am Birklehof ein Schutzprogramm, das alle Schülerinnen und Schüler durchlaufen, bevor sie am Präsenzunterricht teilnehmen können. So müssen sie bei Anreise eine Erklärung zu Ihren Kontakten der Vortage abgeben, einen PCR-Schnelltest durchführen und sich zunächst eine Woche in Quarantäne begeben. Im Schulalltag werden sie, analog zur Lebenssituation im Internat, strikt in Kohorten (Klassen oder Jahrgangstufen) eingeteilt, um die Kontaktrisiken weiter zu reduzieren. Ihre Gesundheit wird durchgehend überprüft, etwa mit täglichem Fiebermessen direkt nach dem Aufstehen.
Kontrolle nach außen, Freiheit nach innen
Zur Ansteckungsvermeidung kann der Birklehof seine Vorteile als Internatsschule ausspielen: Potenzielle Infektionswege, denen Schülerinnen und Schüler an einer Regelschule ausgesetzt sind, wie die Fahrten zur Schule mit dem öffentlichen Personennahverkehr oder unkontrollierbare Kontakte im Familienverbund und bei Freizeitaktivitäten, entfallen.
Schulleiter Henrik Fass beschreibt die Vorteile dieses Vorgehens in einem Gespräch mit der FAZ: „Im Internat können wir den Bewegungsradius nach außen einschränken und erhalten dadurch mehr Freiheiten nach innen […] Wir gewinnen die Möglichkeit, sehr viel mehr Normalität zu bieten, was für die Entwicklung und Bildung der Jugendlichen bedeutsam ist. Die Probleme, die Social Distancing bei Jugendlichen verursachen, sind bei uns kein Thema. Die Schüler schlafen in den gewohnten Räumen und leben in den gleichen Häusern. Sie sind ständig von Gleichaltrigen umgeben.“
In Gemeinschaft mit Gleichaltrigen
Diese Erfahrung hat auch Néné gemacht. Sie ist 17, besucht die Jahrgangsstufe 11 und lebt als externe Schülerin nun seit drei Wochen vorübergehend im Internat, um diese Vorteile zu nutzen. In ihrer ersten Woche musste sie noch strikte Quarantäne halten und konnte nur am Fernunterricht teilnehmen. Inzwischen wohnt sie zusammen mit ihrer Freundin Emily in einem Zimmer in der Wolffsburg und geht in den Präsenzunterricht:
„Ich wollte schon immer aufs Internat, aber weil wir hier in der Nähe wohnen, bin ich ins Tagesinternat gegangen. Mit Corona und dem Fernunterricht habe ich mich schwergetan, und auch nicht mehr so eingebunden zu sein in der Schule. Seit der 5. Klasse komme ich hier an den Birklehof, fast jeden Tag von 8 bis 17 Uhr. Meinen Sport und meine Musik habe ich schon immer hier gemacht. Im Lockdown ist das alles weggefallen. Deshalb bin ich richtig dankbar, dass ich jetzt hier sein darf. Manchmal vermisse ich meine Mutter und meinen Vater, aber großes Heimweh habe ich nicht. Für mich ist der Präsenzunterricht eine Erleichterung. Jetzt darf ich nach einem halben Jahr auch wieder Hockey spielen. Und ich kann wieder mit meinen Freunden zusammen sein. Zu Hause im Lockdown habe ich vielleicht eine Freundin einmal in der Woche getroffen, und das auch nur draußen und wenn das Wetter stimmte.“
Eingebaute Frischluftversorgung
Eine weitere Bedingung für die schrittweise Rückkehr zum Präsenzunterricht ist frische Luft in den Klassenräumen. Dafür bieten viele Klassenräume beste Voraussetzungen. Im Studio 1 und 2, im Neubirkle, in den naturwissenschaftlichen Fachräumen und im Werkraum sind – wie auch in vielen Wohnhäusern – beim Bau oder der Sanierung leistungsstarke Be- und Entlüftungsanlagen installiert worden. Sie führen CO2-gesteuert kontinuierlich 100% Frischluft von außen zu und können die Wärme der Abluft mittels Wärmetauscher rückgewinnen.
Eine Ampel gibt grünes Licht
In Klassenräume ohne automatische Luftreinhaltung muss regelmäßig gelüftet werden. Um dieses Erfordernis sicher zu erfüllen und die Anwesenden verlässlich an ihre Aufgabe zu erinnern, wurden überall CO2-Ampeln der Firma Testo (Titisee-Neustadt) aufgestellt, die die Qualität der Raumluft überwachen. CO2 ist dabei auch ein guter Indikator für die Konzentration möglicherweise gesundheitsgefährdender Aerosole. Die kleinen Klassen am Birklehof mit maximal 19 Schülerinnen und Schülern, auf Abstand gestellte Einzeltische in den Unterrichtsräumen, Desinfektionsspender in allen WCs und an stark frequentierten Wegekreuzungen sowie ein Einbahnstraßen-Wegekonzept sind weitere Bausteine in dem Hygienekonzept.
Weiter wachsam bleiben
Auch helfen die vergleichsweise niedrigen Inzidenzwerte im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald die Infektionsgefahr am Birklehof zu bannen. „Wir hatten bisher noch keinen Corona-Fall in unserem Internat“, bestätigt Schulleiter Henrik Fass, „doch auf diesem bisher positiven Verlauf dürfen wir uns keinesfalls ausruhen. Wir werden weiterhin wachsam bleiben und das schulische und persönliche Wohl der anvertrauten Schülerinnen und Schüler im Blick zu behalten.“
Fotos: Hanspeter Trefzer, Wolfgang Finke
Text: Wolfgang Finke
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